„Wanderer in schwarzer Seelennacht“

22. Oktober 2020

Ein Abend der Extraklasse: Im Theater Trier hatte Roberto Scafatis Ballett „Winterreise“ Premiere.

VON EVA-MARIA REUTHER

TRIER Geradezu mystisch beginnt dieser Abend. In einen Wald kahler, dunkler Baumstämme aus hochfeinem Metallgewebe hat Yoko Seyama die Bühne verwandelt. Darin stehen die Tänzer. Die graue Hülle ist Schutz wie Bedrängnis. Ein fahles Licht rückt die Szenerie in eine unwirkliche Ferne. Gleich werden die Tänzer aus ihrem Kokon heraustreten, um sich auf den Weg zu machen. Mit einer enorm starken Setzung, wie man dramaturgisch sagen würde, beginnt im Theater Trier Franz Schuberts Liederzyklus „Die Winterreise“, für den Ballettchef Roberto Scafati eine eigene Choreographie erarbeitet hat. An diesem Abend hat das Ballett, das Scafati auch selbst inszeniert, Premiere. Gleich das Eingangsbild verdeutlicht, was die Symbolik der romantischen Geschichte von Abschied und enttäuschter Liebe bestimmt. Die Natur wird zum Seelenraum des unglücklichen Wanderers, zu jenem dichten Netz, in dem – wie Rainer Maria Rilke dichtend schrieb – „sich flüchtend die Gefühle fangen“. Corona-Zeiten und ihre Beschränkungen erfordern neue künstlerische Konzepte, wenn man sich nicht mit unzulänglichen Kompromissen begnügen will. Eine Herausforderung, die auch eine Chance ist. Bei der Trierer Aufführung wurde sie beherzt ergriffen und künstlerisch überzeugend genutzt. Um es gleich zu sagen: Was das Eingangsbild verspricht, hält eindrucksvoll und ergreifend der ganze Abend.

[…] Unten im Graben „orchestriert“ Matthias Beins warmer Bariton 20 der 24 Lieder des Zyklus nach Texten von Wilhelm Müller und gibt einfühlsam der Seele und ihren widersprüchlichen Verhältnissen eine Stimme. Am Klavier begleitet ihn dabei hoch präsent Ketevan Rukhadze. Derweil ist oben auf der Bühne Leonardo Germani als bewegender Wanderer unterwegs, den die Erinnerung an die verlorene Liebe verfolgt und die Träume täuschen. Ein vom Schmerz Getriebener, der sich nach Ruhe und Heimat sehnt, der verzweifelt, vergeblich hofft, aufbegehrt und am Ende im Tod Frieden ersehnt. Aber nicht nur er: Als dynamisches Kräftefeld hat Scafati sein Ballett inszeniert, dessen eindringliche Stärke und künstlerische Kraft aus dem Mit-und Gegeneinander von Soli, Pas de deux und Gruppenbildern rührt, bei denen das ganze fabelhafte Ensemble zum Einsatz kommt. […]

Die gesamte Kritik zum Nachlesen auf volksfreund.de:

https://www.volksfreund.de/region/rheinland-pfalz/winterreise-feiert-im-theater-trier-premiere_aid-54106393

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