Jean-Claude Berutti

Operndirektor

Jean-Claude Berutti wurde an der Schule des Théâtre National de Strasbourg von Jean-Pierre Vincent und Klaus Michael Grüber ausgebildet. Danach engagierte ihn Pierre Barrat ans Atelier lyrique du Rhin in Colmar (das Opernstudio der elsässischen Opéra du Rhin), wo er seine Ausbildung fortsetzte.

Im Jahre 1981 nahm ihn Gérard Mortier in sein erstes Team zur Erneuerung des Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel auf, was ihm die Gelegenheit bot, seine Ausbildung im Bereich des Musiktheaters zu vervollständigen.

Nach drei Jahren an La Monnaie (wo er als Regieassistent u.a. bei Patrice Chéreau, Karl-Ernst Hermann und Achim Freyer arbeitete) wurde er freischaffender Regisseur und inszenierte ebenso Werke des Sprechtheaters wie der Oper. „Lotte in Weimar“ mit seiner eigenen Theatertruppe, „Louise“ und „Manfred“ an der Monnaie, „Margarethe“ und „Rusalka“ an der Oper von Lyon, „La Traviata“, „La Bohème“ und „Der König Kandaules“ in Nancy in Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Emmanuel Krivine, Philippe Herreweghe, Bernhard Kontarsky, Sylvain Cambreling und Ivan Fischer. Im Sprechtheater setzte er sich sowohl in Frankreich als auch in Belgien vor allem mit der großen zeitgenössischen Dramatik auseinander (George Tabori, Biljana Srbljanović, Noah Haidle, Anja Hilling, Peter Turrini, Falk Richter, Peter Handke usw.) sowie mit dort selten aufgeführten Klassikern („Viel Lärm um nichts“, „Der Wald“ von N.A. Ostrowski, „Der gewaltige Hahnrei“ von Fernand Crommelynck, „Bettina“ nach Carlo Goldoni u.a.m.).

Zwischen 1997 und 2011 leitete Jean-Claude Berutti zwei der emblematischsten französischen Theater: das Théâtre du Peuple in Bussang und die Comédie de Saint-Étienne. Gleichzeitig wurde er zum Präsidenten der European Theatre Convention gewählt, die sich unter seiner Leitung zum bedeutendsten europäischen Netzwerk öffentlicher Theater entwickelte und ihre Vertretungen in Deutschland sowie in den neuen Mitgliedstaaten der Europäischen Union verstärkte.

Im Jahre 2007 erhielt er den „Leoncino d’Oro“ bei der Biennale von Venedig für seine Inszenierung von „Zelinda und Lindoro“ nach Goldoni. Seit 2011 ist Jean-Claude Berutti wieder freischaffender Regisseur. Mit seiner eigenen Truppe brachte er Stücke der Autoren Carole Fréchette, Etel Adnan, Nicole Malinconi und Silke Hassler in Frankreich und Belgien zur Uraufführung, während sich seine Karriere in Deutschland sowohl auf dem Gebiet der Oper entwickelte („L’Elisir d’amore“ in Leipzig, „Die verkaufte Braut“ in Braunschweig) als auch auf dem des Sprechtheaters (Kammerspiele Hamburg, Bad Hersfelder Festspiele, Schauspiel Essen, Staatstheater Nürnberg). Seine Inszenierung von „Ziemlich beste Freunde“ (Kammerspiele Hamburg) ist seit drei Jahren an verschiedenen deutschen Theatern bzw. Festspielen zu sehen.

Zur Zeit bereitet er für Belgien die französischsprachige Erstaufführung von „Gespräche mit meinem Vater“ von Herb Gardner vor sowie für Deutschland eine Dramatisierung von Huxleys „Schöne neue Welt“ (Altonaertheater, Hamburg) und die Uraufführung von „Die Wahrheit, nur die Wahrheit“ von Eric Assous an der Komödie am Bayerischen Hof, München. Nachdem er vor vier Jahren in Vilnius Verdis „Ernani“ inszenierte, wird diese Produktion im Oktober 2017 in Jerewan wieder aufgenommen.