Regionalökonom Müller-Fürstenberger zur Sanierung: „Es wird sich rentieren, legen sie los.“

Das Theater Trier ist nicht nur eine Kulturinstitution in der Stadt, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Welchen Einfluss das Theater auf Gastronomie, Tourismus und Wirtschaft hat und wie groß der ist, erläuterte im vergangenen Theater Talk Prof. Dr. Georg Müller-Fürstenberger, Regionalökonom an der Uni Trier. Jeder Euro, so seine Analyse, den die Stadt in das Theater stecke, bringt eine Wertschöpfung von etwa 1,72 Euro. Darüber hinaus diskutierten Müller-Fürstenberger, Jan Glockauer von der TRIWO AG, Monika Tonkaboni vom Hotel Blesius Garten mit Intendant Lajos Wenzel auch über die weichen Standortfaktoren, zu denen das Theater maßgeblich beiträgt.

„Wenn wir dieses Haus verlieren, verlieren wir eine Stütze in der Zivilgesellschaft“, fasste Kulturdezernent Markus Nöhl am vergangenen Mittwoch in seiner Begrüßung zum mittlerweile fünften Theater Talk, dieses Mal zur Umwegrentabilität, die Bedeutung des Theaters zusammen. Diese Bedeutung zeigt sich an ganz unterschiedlichen Stellen. Als Oberzentrum bringe das Theater Trier einer halben Million Menschen Kultur. Würde die Stadt diese Aufgabe durch das Theater nicht erfüllen, entwickelte sich Trier zu einer Provinzstadt. Für Nöhl gehören Kultur und Bildung zusammen. 20.000 Kinder, die jährlich zu den Wintermärchen kommen, das Theater geht mit Stücken in Schulen, Musikerinnen und Musiker des Orchesters, die in Musikschulen arbeiten und die Wichtigkeit des Theaters für Tourismus und Wirtschaft, daraus ergibt sich ein klares Bild: „Dieses Haus steht in der Gesellschaft.“ Dort steht es nicht alleine, sondern hat als Kulturinstitution einen großen Einfluss auf die Stadt.

Diesen Einfluss im Hinblick auf die harte Währung des Geldes, erläuterte Regionalökonom Prof. Dr. Georg Müller-Fürstenberger. Am Ende kommt er zu einem klaren Urteil auch zur Sanierung des Theaters: „Es wird sich rentieren.“ Denn den ganzen Einfluss des Theaters zusammengenommen, fließen von dort 17,2 Millionen Euro in die Stadt zurück – bei einer Förderung des Theaters von der Stadt in Höhe von 10 Millionen Euro. Wie aber kommt er dazu?

Jeder von der Stadt in den Theaterbetrieb investierte Euro erzeuge eine regionalökonomische Wertschöpfung von etwa 1,72 Euro, so Müller-Fürstenberger. Oder anders gesagt: Jeder ins Theater gesteckte Euro vermehrt sich und fließt so in Teilen in die Gastronomie, in Handwerksbetriebe und andere Gewerbe der Stadt zurück. Mit diesem für den Trierer Standort berechneten Wert, liegt das Theater im oberen Drittel der von Müller-Fürstenberger genannten Vergleichstheater. Das Schauspiel Leipzig etwa erzeuge eine Wertschöpfung von 1,03 bis 1,75 Euro, die Semperoper hingegen durch ihre herausragende Stellung als international wirkkräftige Kulturstätte 3,90 Euro.

Professor Müller-Fürstenberger hat mit den ihm vorliegenden Zahlen diverser Studien eine konservativ berechnete, klare Rechnung aufgestellt. Einerseits wird das Theater vom Land und von der Stadt unterstützt, hinzu kommen Einnahmen durch das Publikum – in den letzten Spielzeiten über 120.000 Gäste. Unter dem Publikum sind etwa 12.300 Übernachtungsgäste und etwa 8.200 Tagestouristen, die angezogen werden vom vielfältigen Kulturangebot Triers. „Kultur muss in der Stadt sein, sonst kommen keine Gäste hierher“, sagte auch Monika Tonkaboni vom Hotel Blesius Garten. Gerade diejenigen, die einige Tage in Trier blieben, etwa Wanderer oder Fahrradfahrer, wollten abends auch etwas erleben. In die gleiche Kerbe, nur aus anderer Richtung, schlug Jan Glockauer von der TRIWO AG, der sagte: „Ein kulturelles Angebot gehört zum Standortfaktor“, ähnlich wie Schulen, Kitas, Schwimmbäder und Sicherheit. Schließlich hob Intendant Lajos Wenzel noch einmal hervor, dass er die Aufgabe des Theaters nicht alleine auf der Bühne sehe, „das Theater will gesamtgesellschaftlich relevant sein.“

Diese Relevanz bemisst sich an unterschiedlichen Faktoren. Dazu gehören die weichen Standortfaktoren für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, Studierende und Touristen, dass etwa ein reiches kulturelles Angebot in der Stadt besteht und mit einem Stadttheater auch zur Atmosphäre beiträgt. Ebenso wichtig ist der wirtschaftliche Aspekt, den Professor Müller-Fürstenberger gegen eine seines Vortrages mit klaren Berechnungen abwog. Auf der einen Seite steht die Umweg-Rendite, mit der das Theater ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor ist. Auf der anderen Seite die Kosten der Sanierung.

Die einfache Frage lautet: Wird sich die Sanierung rechnen? Müller-Fürsternberger fragt, wie viel maximal in die Sanierung investiert werden darf, damit das der Fall ist. Bei einer Abschreibung der Kosten über 30 Jahre und einem Kapitalmarktzins von 2,8 Prozent ergibt sich für ihn ein Wert von 145 Millionen Euro. Alle Kosten, die darunter lägen, würden gedeckt. So kommt der Regionalökonom zu dem klaren Urteil: „Mit 100 Millionen Euro sind sie dick im schwarzen Bereich.“ Mit den aktuell angenommenen Kosten von 90,2 Millionen Euro liegen die Kosten sogar noch darunter. „Es wird sich rentieren, von daher sage ich, legen sie los,“ fasst Georg Müller-Fürstenberg seine Berechnungen zusammen. Am Ende profitiert das Theater, die Stadt und die Bürger.